Felolvasás Freiburgban

2012.06.21. 16:43 | pillangóutcácska | Szólj hozzá!

Így írt róla a Badische Zeitung

http://www.badische-zeitung.de/literatur-1/einfach-auf-dem-sofa-liegen--60282415.html

Einfach auf dem Sofa liegen

Lesungen und Diskussion beim Literaturfestival "Wider die Müdigkeit!" in Freiburg.

 

 

Wenn bei einem Literaturfestival unter dem Titel "Wider die Müdigkeit!" bei der zugehörigen Abendveranstaltung mit dem Titel "Wider die Trägheit!" das Freiburger Theater im Marienbad als Gastgeber die erste Reihe mit Sitzsäcken bestückt, ist das dann kontraproduktiv? Der Selbstversuch zeigt: Es ist angemessen. Denn so eindeutig gegen die Müdigkeit, wie der Festivaltitel suggeriert und mit Ausrufezeichen besiegelt, ist die Veranstaltung gar nicht. So korrespondieren die wohlige Befreiung des Körpers von harter Bankdrückerei und die damit einhergehende Entlassung des Geistes in entspannten Vorruhestand durchaus mit den vorgetragenen Texten.

Der vom Schauspieler Christoph Müller vorgetragene Ausschnitt aus einem Roman der kurzfristig für den erkrankten Elias Khoury eingesprungenen Hoda Barakat, wickelt die Zuschauer in etliche Stoffbahnen und folgt dem libanesischen Leinen, das die Geliebte umhüllt, von der Aussaat bis zum fertigen Gewebe. Der aus Dresden stammende Schriftsteller Ingo Schulze lässt in seinem Text dagegen gleich eine ganze Partygesellschaft versacken, dahin dämmern, eindösen und schließlich gemeinsam aufwachen. Dazu lässt sich Moderator Lothar Müller auch von den Tücken, die eine spontane Programmänderung mit sich bringt, nicht aus seiner souveränen Ruhe bringen. Bewundernswert ist, wie gelassen und konzentriert Dolmetscherin Leila Chammaa der in Paris lebenden Libanesin Hoda Barakat eine deutsche Stimme verleiht.

Werbung


Damit endet allerdings die harmonische Gemeinsamkeit. Während in kapitalistischen Leistungsgesellschaften das Für und Wider von Müdigkeit in literarischen Versuchen (Peter Handke) oder philosophischen Diagnosen (Byung-Chul Han) ausgelotet wird, lässt sich Ingo Schulze durchaus stellvertretend für alle, die in so einem System leben, zu dem abschließenden Statement verführen: "Wir müssen aufwachen, um zusammen müde werden zu können." Hingegen kann die bürgerkriegsgeprägte Barakat mit dem Rumgeeier wenig anfangen. Für sie ist "Müdigkeit, wenn man keinen Sinn mehr sieht."

Dieser Gegensatz prägt auch das Podium am folgenden Sonntagnachmittag im Alten Wiehrebahnhof. Dort bringt es die ungarische Schriftstellerin Noémi Kiss so auf den Punkt: In einer Leistungsgesellschaft vermag man die schönen Seiten der Müdigkeit vielleicht zu entdecken, in einer Krisengesellschaft wie der ungarischen verspürt man jedoch eher eine tiefe Erschöpfung, und wer dieser müde wird, bringt sich um.

Da wünscht man der Ungarin, die sich zurzeit vor allem als Mutter kleiner Kinder in einer drückenden Verantwortung sieht, etwas von der von Autorin Kathrin Passig propagierten Lässigkeit. Passig zitiert zur Verdeutlichung ihrer Idee Britta-Sängerin Christiane Rösinger: "Man muss schon lange auf dem Sofa liegen, um eine gute Idee zu haben." Aus dem mit Sascha Lobo gemeinsam geschriebenen Buch "Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin" zitiert sie die zugehörige Schöpfungsgeschichte, bei der Gott am ersten Tag ja noch viel Zeit hat, sich am zweiten auch nicht recht aufraffen kann, am dritten Kaffee trinkt und der Tag ist auch schon wieder rum, bis er schließlich am siebten Tag die Welt in den fünf Minuten hinschludert. Nicht so doll, aber für fünf Minuten ganz ordentlich. Wäre das nicht eine gesunde Haltung zu den Anforderungen der Leistungsgesellschaft? Mal "Ich möchte lieber nicht" zu sagen oder einfach auf dem Sofa liegen bleiben und das, was in den letzten fünf Minuten herauskommt gut verkaufen?

A bejegyzés trackback címe:

https://kissnoemi.blog.hu/api/trackback/id/tr275409790

Kommentek:

A hozzászólások a vonatkozó jogszabályok  értelmében felhasználói tartalomnak minősülnek, értük a szolgáltatás technikai  üzemeltetője semmilyen felelősséget nem vállal, azokat nem ellenőrzi. Kifogás esetén forduljon a blog szerkesztőjéhez. Részletek a  Felhasználási feltételekben és az adatvédelmi tájékoztatóban.

Nincsenek hozzászólások.
süti beállítások módosítása